Zuletzt aktualisiert: Freitag, 18. September 2020 | Geschrieben von Sven Tartler

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Nils Seibert, Salih Kankaya, Markus Maier und Max Tartler - vier wichtige Stammkräfte, gleichsam die komplette Offensivabteilung, stand Spielertrainer Dorian Siebenlist am vergangenen Donnerstag für das wichtige Auswärtsspiel bei der Reserve des KSV Reichelsheim nicht zur Verfügung! Eine schwere Bürde und absolut keine guten Voraussetzungen, um abends unter der Woche eine Partie beim bis dahin punktelosen KSV Reichelsheim auf dessen zu kleinen und deshalb unbequemen Kunstrasen erfolgreich zu gestalten. Folgerichtig konnte sich über die neunzig Minuten auch kein wirklich ansehnliches Fussballspiel entwickeln. Allenfalls in den ersten zehn Minuten der Partie wusste das Team um Dorian noch einigermaßen zu gefallen, kam eigentlich gut in Tritt und erspielte sich zwei gute Torchancen. So hatte unter anderem Dorian bereits nach wenigen Minuten einen guten Torabschluss, nachdem Emanuel Heger gut vorbereitete. In der 20. Minute konnten TW Adrian Wölfelschneider und Alec Bergmann nach einem gefährlichen Konter Reichelsheims ihre Farben zum Glück vor einem Rückstand bewahren. In der 35. Minute verfehlte ein Weitschuss von Peter Kuhnert nur knapp das gegnerische Gehäuse. Kurz vor der Halbzeit parierte A. Wölfelschneider mit einem starken Reflex einen Flachschuss von der Strafraumkante, der genau neben dem linken Pfosten eingeschlagen wäre, noch zur Ecke. Ansonsten war das Spiel beider Mannschaften geprägt von lange nach vorne geschlagenen Glücksbällen, die zumeist von den gegnerischen Reihen einfach wieder abgewehrt und in die Gegenrichtung gedroschen wurden. „Hoch und weit bringt Sicherheit“, war gezwungenermaßen das Motto beider Teams. Für Reichelsheim mag dies bei den Heimspielen auf dem sehr kleinen Kunstrasen zwar ein probates Mittel sein, um zum Erfolg zu kommen, aber für den KSV Haingrund kann das grundsätzlich nicht der Anspruch sein, obwohl in diesem Spiel ganz einfach die fussballerische Qualität berufs- oder verletzungsbedingt fehlte. Zahlreiche versprungene Bälle, Ballstaffetten, die eher einem Flipperautomaten ähnelten, als einem Fussballspiel, und unzählige Abspielfehler auf beiden Seiten war für die wenigen Zuschauer leider nur biedere Magerkost. Zur Halbzeit hätten sicherlich viele darauf gewettet, dass dieses äußerst zerfahrene Spiel nicht über ein 0:0 hinausgeht.

Kurz nach Wiederanpfiff hatte der KSV Glück, dass man eine turbulente Szene im eigenen Fünfmeterraum noch schadlos überstand. In der 50. Minute gelang den Mannen um Dorian dann endlich wieder ein gut vorgetragener Spielzug. Einen langen Pass aus dem Halbfeld konnte Alican Yildirim in zentraler Position gekonnt unter Kontrolle bringen, tänzelte seinen Gegenspieler mit einer kleinen Drehung aus und schoß den Ball aus ca. 25m Entfernung mit einem sehenswerten Spannstoß stramm und unhaltbar ins linke obere Eck des Reichelsheimer Kastens. Die Freude und Erleichterung über den Führungstreffer zum 0:1 war riesengroß. Unter diesen Bedingungen und gegen diesen schlagbaren Gegner, eigentlich nun eine gute Ausgangsposition, um hier etwas zählbares mitzunehmen.

Allerdings währte dieses Glücksgefühl nur wenige Minuten, denn Reichelsheim konnte in der 54. Minute, nach einem weiteren „vogelwilden Gestochere“ im Fünfmeterraum den Ball zum 1:1 durch Robin Dingeldein an dem völlig verdutzten und nur zuschauenden A. Wölfelschneider in die Maschen bugsieren. Dabei sah die komplette Defensive einschließlich des Keepers mehr als nur unglücklich aus, und keiner wusste so recht, wie dieser Ball denn letztlich überhaupt im Tor landen konnte. Sichtlich geschockt durch den postwendenden, und leider wieder einmal völlig unnötigen Ausgleich, fiel die Mannschaft des KSV in dieser Phase total auseinander. Und keine zwei Minuten später kassierte man folgerichtig obendrein den 2:1 Führungstreffer der Reichelsheimer. Binnen sechs Minuten war das Spiel gedreht und der KSV auf der Verliererstraße. Auch in dieser völlig verwirrenden Situation ging dem Gegentreffer erneut ein hahnebüchenes Abwehrverhalten voraus. Ein Freistoß aus dem linken Halbfeld in den Sechzehner „hüpfte und dotzte“ sekundenlang über Freund und Feind hinweg, sämtliche kläglichen Klärungsversuche in diesem Gewusel scheiterten, und letztlich griff auch noch A. Wölfelschneider daneben, sodass auch dieser Ball völlig unerklärlich den Weg ins KSV- Tor fand. Unfassbarer slapstick! Noch nicht einmal die Reichelsheimer Kicker konnten ihr Glück kaum fassen.

Der KSV benötigte einige Minuten, um sich wieder zu fangen und konnte von Glück reden, dass die Reichelsheimer in dieser Phase nicht kaltschnäuzig genug waren, um mit einer weiteren dicken Chance den Sack endgültig zuzumachen. So dauerte es bis in die Schlussphase der Partie, ehe die Haingründer wieder ein bisschen Linie in ihr Spiel brachten. Mit letzten Kraftreserven, aber weiterhin stark beschränkten spielerischen Mitteln, stemmte man sich mit Moral und Wille gegen die drohende Niederlage. So konnte die Reichelsheimer Defensive einen Weitschuss von Peter Kuhnert im Anschluss an einen Eckball gerade noch so von der Torlinie kratzen. Auch ein feiner Schlenzer von Felix Bubik von der rechten Strafraumkante Richtung langes Eck konnte gerade noch vom Keeper zur Ecke gelenkt werden werden. In der letzten Minute der Nachspielzeit pfiff der Unparteiische ca. 35m vor dem Tor der Reichelsheimer in zentraler Position nochmals einen Freistoß für den KSV. Für diese letzte Aktion des Spiels beorderte Dorian alle Spieler in den gegnerischen Strafraum. Alican Yildirim positionierte sich, nahm Maß und nagelte den Ball aus dieser Entfernung mit einem völlig humorlosen Strahl halbhoch zum vielumjubelten Ausgleich in die Maschen!

Wie bedenklich es um die Breite des Kaders an diesem Abend für den KSV Haingrund bestellt war, wurde spätestens mit Beginn der zweiten Halbzeit deutlich, als der altgediente KSV- Haudegen Dominic Zorn eingewechselt werden und bis zum Ende durchspielen musste. Denn zu allem Überfluss hatten sich kurz zuvor noch Felix Bubik und Oliver Schäfer verletzt und mussten ausgewechselt werden. Völlig selbstlos nahm Dominic seine Aufgabe an und präsentierte sich als „echter Cappo“! Er machte die Bälle im Sturmzentrum fest, bestritt schonungslos wichtige Zweikämpfe, ackerte defensiv aufopferungsvoll und verlieh der Truppe zumindest etwas mehr Sicherheit und Ruhe. Von dieser Einstellung hätte sich so manch einer eine dicke Scheibe abschneiden können! Danke Cappo!

Glück und Pech liegen im Fussball oft nah beieinander und gleichen sich oftmals über den Verlauf einer Saison wieder aus. Hatte man am letzten Samstag beim Heimspielderby gegen Lützelbach in der letzten Minute noch den bitteren Ausgleichstreffer hinnehmen müssen, so darf man sich heute darüber freuen, dass man quasi mit dem Schlusspfiff und der allerletzten Aktion des Spieles eben noch diesen Ausgleich schaffte und einen extrem wichtigen Punkt mit aus Reichelsheim entführen konnte. Man hat sich trotz der spielerisch beschränkten Möglichkeiten nie aufgegeben und an den Erfolg geglaubt. Trotz der bislang schlechtesten Saisonleistung zeigte das Team, das Moral und Teamgeist in dieser Truppe stimmen, denn unter diesen schwierigen Voraussetzungen hätte man in den vergangenen Spielzeiten die lange Heimreise sicher noch mit leeren Händen angetreten!

Bereits am Sonntag, den 20.09.2020 um 15:30 Uhr gastiert der KSV dann beim derzeit drittplatzierten TSV Sensbachtal. Die Mannschaft würde sich über zahlreiche Unterstützung bei diesem schweren Auswärtsspiel freuen.

Es spielten: A. Wölfelschneider, A. Bergmann, T. Wölfelschneider, D. Siebenlist, B. Stohr, O. Schäfer, R. Wölfelschneider, F. Bubik, O. Schäfer II, E. Heger, P. Kuhnert

Bank: A. Yildirim, J. Amend, D.Zorn, C. Prill, M. Tartler,