Maximaler Frust!

KSV vergeigt im Auswärtsderby souveräne 2:0- Führung

 

Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 15. Oktober 2020 | Geschrieben von Sven Tartler

GSV Breitenbrunn - KSV Haingrund 4:2 (1:2)
Tore: 0:1 M. Tartler (12.), 0:2 S. Kankaya (15.), 1:2 P. Greim (41.), 2:2 R. Wölfelschneider (ET) (64.), 3:2 P. Greim (69.), 4:2 K. Schäfer (72.)

Schiedsrichter: Wolfgang Purschke (Schaafheim)

Zuschauer: k. A.

KSV Haingrund: J. Löffelmann (TW), M. Maier, T. Wölfelschneider, R. Wölfelschneider, P. Kuhnert, O. Schäfer, M. Tartler, S. Kankaya, D. Siebenlist, A. Bergmann, O. Schäfer II, N. Heger, A. Bieniasz, B. Stohr, Ali Can Yildirim

GSV Breitenbrunn: S. Saul, N. Schmitt, D. Jordan, T. Orth, N. Greim, K. Schäfer, L. Panse, M. Olt, P. Greim, R. Billinger, T. Kuschek, F. Schäfer, M. Flath, L. Schulz, D. Ochs, A. Friedrich

 

Es ist lange her, dass der KSV Haingrund mit realistischen Siegesambitionen zur GSV nach Breitenbrunn zum Derby reisen konnte. Zu heftig waren die Klatschen, die man in den letzten Jahren dort immer wieder einstecken musste. Doch an diesem kalten und verregnten Mittwochabend waren die Vorzeichen anders. Mit einem Sieg hätte sich der KSV heute auf Platz 8 der Tabelle katapultiert und dementsprechend motiviert und heiß begann der KSV Haingrund die Partie.

Die Geschichte der ersten Halbzeit ist schnell erzählt. Der KSV Haingrund bestimmte von Beginn an das Geschehen, überzeugte kämpferisch als auch läuferisch und mit großer Leidenschaft in den Zweikämpfen, setzte spielerische Akzente und ließ den Gastgeber zu keinem Zeitpunkt zur Entfaltung kommen. So war es bereits nach zwei Minuten Max Tartler, der nach feinem Pass von Markus Maier und anschließendem starkem Dribbling auf der linken Außenbahn zum Abschluss kam und nur denkbar knapp das Gehäuse verfehlte. Schon in der fünften Minute kam Dorian Siebenlist sodann in Höhe des Elfmeterpunktes in zentraler Position zum Abschluss, verzog jedoch ebenfalls nur knapp. In der 12. Minute folgte dann die verdiente Führung für den KSV. Oliver Schäfer alias "Schnippi" setzte sich auf rechts gekonnt durch, flankte präzise auf den startenden Max Tartler, der den Ball mit der Brust zum 1:0 in die Maschen des GSV- Gehäuses abklatschen ließ. Keine drei Minuten später spielte Dorian Siebenlist einen klasse Steilpass auf Salih Kankaya, der Torwart Saul mit einem trockenen Schuß aus halbrechter Position von der Sechzehnerkante keine Chance ließ. 0:2 nach einer Viertelstunde, und das beim Ortsrivalen aus Breitenbrunn! Die Überraschung war greifbar und die GSV überrumpelt und verblüfft ob dieses forschen und starken Auftrittes des KSV. Die restliche Spielzeit diktierte und dominierte der KSV ohne sich weitere nennenswerte Chancen zu erspielen aber auch keine Angriffe von der GSV Breitenbrunn zuzulassen. Mit der ersten nenneswerten, allerdings stark herausgespielten Chance des GSV in der 41. Minute konnte der pfeilschnelle Philipp Greim den Anschlusstreffer markieren. Keeper Joshua Löffelmann, für den nur einen Tag zuvor die Spielberechtigung für den KSV erlangt wurde, und der an diesem Abend sicherer und starker Rückhalt gewesen ist, hatte dabei keine Chance. Aber auch der Anschlusstreffer warf den KSV zunächst nicht aus der Bahn. Im Gegenteil. Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff musste Salih Kankaya eigentlich das 1:3 für den KSV machen, doch nach schönem Steilpass scheiterte er im Duell mit TW Saul, der den Ball gerade noch so am langen Eck vorbeilenken konnte. Mit diesem Resultat und diesem mutmachenden tollen Auftritt des KSV ging es in die Halbzeitpause.

Und dann kamen beide Mannschaften wie verwandelt aus der Kabine. Breitenbrunn drehte maximal auf, der KSV Haingrund brach maximal ein! Die Gründe für diesen unerklärlichen Leistungsabfall sind nur schwer nachzuvollziehen. Aber offenbar haben die beiden verletzungsbedingten Wechsel von Max Tartler und Oliver Schäfer, sowie daraus resultierenden  Umstellungen zur zweiten Halbzeit Spuren hinterlassen. In der Offensive ging nicht mehr viel zusammen, jegliche geordnete Struktur im Spielaufbau war dahin und Einsatz- und Laufbereitschaft so gut wie nicht mehr vorhanden. Zu weit stand man von seinen Gegenspielern weg und man bekam keinen Zugriff in den Zweikämpfen mehr. Zudem gelang der GSV in dieser Phase durch ein äußerst unglückliches Eigentor von Rafael Wölfelschneider in der 64. Minute der vielumjubelte, aber hier schon hochverdiente Ausgleich für die GSV. Ein Eckstoß prallte gegen den Rücken von Wölfelschneider und von dort am machtlosen Löffelmann vorbei ins Tor. Der augenscheinliche Hauptgrund war aber jedoch, dass die GSV Breitenbrunn mit Beginn der zweiten Spielhälfte einen unbändigen Siegeswillen an den Tag legte, wie man diesen gerade in einem Derby benötigt. Jede Aktion, egal ob gelungen oder nicht, wurde von den GSV- Kicker lautstark begleitet und positiv gepusht! Angetrieben von Spielertrainer M. Olt kämpfte und spielte sich Breitenbrunn zurück in dieses Derby und wirbelte mit ihren schnellen Stürmern und klugen Aktionen die KSV Defensive gewaltig durcheinander. Alles Eigenschaften, die den KSV in Hälfte eins noch auszeichneten und jetzt schmerzlich vermisst wurden. Einzig Spielertrainer Dorian Siebenlist versuchte mit lauten Anweisungen Moral und Motivation hochzuhalten und sein Team anzutreiben. Nur noch vereinzelt hatte man noch gelungene Aktionen in der Offensive. So verfehlte A. Bieniasz in der 71. Minute das GSV- Tor nur um Haaresbreite. Eine erneute Führung wäre zu diesem Zeitpunkt mehr als überraschend und unverdient gewesen, denn es fehlte grundsätzlich der Glaube an die eigene Stärke, dass man hier und heute etwas hätte holen können! Und so kam es, wie es kommen musste. Mit einem Doppelschlag durch den starken P. Greim (69.) und durch K. Schäfer (72.) drehte der GSV einen 0:2 Rückstand in eine 4:2- Führung! In diesen ersten dreißig Minuten der zweiten Halbzeit spielte die GSV Breitenbrunn bärenstark und es ist einzig KSV- Keeper Joshua Löffelmann zu verdanken, der mit einigen starken Paraden einen noch höheren Rückstand verhinderte. Die restlichen Minuten konnte der KSV Haingrund wieder einigermaßen ausgeglichen gestalten, ohne aber noch zu nenneswerten Abschlüssen zu kommen. Hierzu fehlte bei vielen Akteuren einfach der unbedingte Wille, das Ruder nochmals rumzureißen.

Fazit: Die bärenstarken ersten 45 Minuten reichten am Ende nicht, um aus diesem Derby etwas Zählbares mitzunehmen. Man muss mit dem 2:0 in die Halbzeit gehen oder kurz vor Halbzeitpfiff das 3:1 machen. Aus den Fehlern der zweiten Halbzeit müssen die richtigen Lehren und Schlüsse gezogen werden.

Eines darf man jedoch ebenfalls nicht vergessen: von 18 möglichen Punkten in den Partien gegen die ersten sechs Mannschaften der aktuellen Tabelle, hat man nun bereits schon gespielt und trotz der Belastungen der englischen Wochen dabei erstaunliche sechs Punkte einfahren können. Das war in dieser Form so nicht unbedingt zu erwarten. Und auch diese Niederlage bei der GSV Breitenbrunn wird das "KSV- Projekt 2020" nicht aus der Bahn werfen. Dass etwas möglich gewesen wäre, und dass man auch mit einem Tabellendritten mithalten kann, hat man in der ersten Halbzeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Man muss also auch heute wieder das Positive mitnehmen und aus den Fehlern für die Zukunft lernen. Es zählen nach wie vor die kleinen Schritte. Und ab kommendem Sonntag beginnt für den KSV eine Art "Mini- Runde" in der Saison. Ab dann nämlich hat man nacheinander gleich sieben Gegner vor der Brust, die entweder hinter dem KSV, oder aber in unmittelbarer Schlagdistanz stehen. Auftakt bildet am Sonntag bereits die Auswärtspartie bei der TSG Steinbach, die nur einen Punkt mehr auf ihrem Konto verbuchen kann. Mit der Leistung der ersten Halbzeit von heute sollte und muss hier etwas zu holen sein.

 

VORSCHAU:

Sonntag, 18. Oktober 2020 - 13.00 Uhr

TSG Steinbach II - KSV Haingrund